Steirerpakt by Claudia Rossbacher

Autor:Claudia Rossbacher [Rossbacher, Claudia]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2016-12-19T23:00:00+00:00

Kapitel 4

Dienstag, 20. Mai, Steirische Eisenstraße

1.

Es goss wie aus Kübeln, als Sandra Mohr und Sascha Bergmann vom weitläufigen Parkplatz der Präbichl-Skiarena zum Bürohaus der Seilbahnen eilten. Während sie mit ihren festen Schuhen gut gerüstet war, stolperte er in seinen Sneakers laut fluchend von einer Lacke in die nächste. Auch ohne eine Hochzeit zu besuchen, hatte der Chefinspektor einen Hang zum falschen Schuhwerk. Aber das war nun wahrlich nichts Neues.

Die Sicht betrug keine zehn Meter, schätzte Sandra. Seit St. Michael hatten düstere Regenwolken sie begleitet. Auf der Bergfahrt waren ihnen diese immer näher gekommen, bis sie den Audi schließlich völlig verschluckten. Stellenweise hatte Sandra Mühe gehabt, dem Straßenverlauf zu folgen. Die Nebelscheinwerfer halfen nicht viel mehr als der Scheibenwischer, der auf vollen Touren lief. Entsprechend langsam erklommen sie die Passstraße und trafen mit einer Viertelstunde Verspätung an ihrem Ziel ein. Hatten am Wochenende noch sommerliche Temperaturen hier heroben geherrscht, war es inzwischen um die 20 Grad kühler. Einige Grad weniger, und es wäre Schnee gefallen. Auch nach den »Eisheiligen« war das keine Seltenheit auf dieser Seehöhe.

Sandra läutete an der Gegensprechanlage des zweistöckigen Gebäudes, in dessen Souterrain ein Sportgeschäft untergebracht war. Die Kassen und das Restaurant befanden sich im Erdgeschoß.

»Ja bitte?«, ertönte eine helle Frauenstimme.

»LKA Steiermark. Wir haben einen Termin mit Herrn Hofer«, antwortete Sandra und zog die Kapuze ihrer Regenjacke vom Kopf.

»Warten Sie bitte unten im Foyer. Ich hol sie gleich dort ab.« Das Summen des Türöffners überlagerte die letzten Worte der Frau.

Beim Betreten des Hauses schlug ihnen der Geruch von Heizöl entgegen. Von oben hörte Sandra Schritte, die sich rasch übers Treppenhaus näherten.

Bergmann beutelte seinen Kopf wie ein nasser Hund, was einige Wassertropfen wegspritzen ließ. Dann fuhr er sich mit den Fingern durch die Haare. Lange würde es bestimmt nicht dauern, bis diese wieder kreuz und quer zu Berge standen, vermutete Sandra.

Eine junge Frau im roten Pulli und schwarzen Jeans tauchte am Treppenabsatz auf und lief ihnen treppab entgegen. Unten angelangt stellte sie sich ihnen als Assistentin des Geschäftsführers vor. Just in diesem Moment klingelte das Handy des Chefinspektors.

Telefonierend folgte Bergmann den beiden Frauen in den zweiten Stock. Die Angestellte hielt ihnen die Tür zum Besprechungszimmer auf, das nicht gerade geräumig war. Viel mehr als der runde Tisch, sechs Sessel, das dreibeinige Flipchart und der Flatscreen-Fernseher an der Wand hätte hier drinnen keinen Platz gefunden. Ohne die Wolken, die draußen alles verhüllten, hätte das einzige Fenster im Raum wohl den Blick auf einen der beiden Vierersessellifte freigegeben, und zwar auf jenen, der über das Alpenaquarium Grüblsee führte, überlegte Sandra. Miriam hatte ihr erzählt, dass sich dort die höchst gelegene Tauchbasis Europas samt Tauchschule und Jausenstation befand. Die Kollegin hatte in diesem Quellsee zwischen Saiblingen, Forellen, Hausen, Stören und versenkten Figuren wie einer Freiheitsstatue und einer Ritterrüstung ihre Tauchgänge absolviert und schließlich den Tauchschein bestanden.

Bergmann beendete sein Telefongespräch, zu dem er kaum etwas beigetragen hatte. Vorwiegend hatte er dem Anrufer zugehört, was Sandra vermuten ließ, dass Miriam ihn mit wichtigen Informationen versorgt hatte. Ansonsten hätte er den Anruf gar nicht erst angenommen oder ihn sofort wieder beendet.

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